Maintal (leg). – In der Vergangenheit ging das Benefizkonzert des Maintaler Lions-Clubs in der Vorweihnachtszeit über die Bühne. Diesmal entschloss sich der Verein, den Auftritt der drei Chöre aus Dörnigheim, Hochstadt und Wachenbuchen als eine Art verspätetes Neujahrskonzert auf den vorletzten Januarsonntag zu legen. Ein wenig mehr Besucher hätten sich Lions-Präsident Robert Lang und seine Mitstreiter zwar gewünscht, doch jene, die gekommen waren, erlebten ein stimmiges Programm, das vom 15. Jahrhundert bis zu Songs von Elvis Presley und den „Bee Gees“ reichte.
Gestaltet wurde das rund zwei Stunden lange Konzert von den „Kirchenmäusen“ aus Wachenbuchen, dem Jungen Chor des Dörnigheimer Volkschors und der Hochstädter „“. Den Auftakt machte die Formation aus dem kleinsten Stadtteil unter der Leitung von Caroline Adam. Sie brachten zunächst Lieder mit religiösen Inhalten zum Klingen wie zum Beispiel „Ich lobe meinen Gott“ oder „In Sorgen schau ich auf zu Dir“.
„Kirchenmäuse“ machen den Anfang
Die Sängerinnen und Sänger präsentierten sich gut disponiert und die klangliche Abstufung war durchgehend gewährleistet. Einen starken Eindruck hinterließ unter anderem die Wiedergabe des Liedes „Von guten Mächten“, bei dem der versetzte Einsatz der beiden Chorgruppen vorzüglich gelang. Der feierlich-ernste Duktus der Komposition kam so schön greifbar zum Tragen. Lebhafter und ungemein lebensbejahend trugen die „Kirchenmäuse“ „Come and go“ vor. Bei den Spirituals und Gospels, die den zweiten Teil der Liedfolge ausmachten, fühlten sich die Wachenbuchener hörbar wohl und boten stimmungsvolle Wiedergaben.
Zwar sind die männlichen Stimmen – wie bei so vielen anderen Chören auch – bei den „Kirchenmäusen“ in der Minderheit, doch fiel dies bei den elf vorgetragenen Werken kaum ins Gewicht. Auch in der höheren Tessitura stimmten die Einsätze, die Wachenbuchener Formation verfügt zudem über recht flexible Vokalisten. Das melancholisch-verschattete „Memory“ aus Andrew Lloyd-Webbers Musical-Schlager „Cats“ verfehlte dann auch seine Wirkung nicht, so dass die Sängerinnen und Sänger um ihre umsichtige Chorleiterin Caroline Adam natürlich noch eine Zugabe parat hatten, die in die Welt des Films führte -nämlich zum Lied „Chim Chim Cheree“ aus „Mary Poppins“, das 1964 Julie Andrews so berühmt machte.
Flexibler Junger Chor
Auch beim Jungen Chor gibt es offensichtlich ein „Männerproblem“. Jedenfalls sahen sich am Sonntagnachmittag gerade einmal drei singende Herren einer „weiblichen Übermacht“ gegenüber, machten diese numerische Unterlegenheit jedoch sehr stimmpotent wett. Unter Daniel Stipplers sehr engagierter Leitung sang das Aushängeschild des Dörnigheimer Volkschores unter anderem „Shalom aleichem“, „Let my light shine bright“ und das Spiritual „I can tell the world“. Die Stimmen der Choristen
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erwiesen sich als sehr flexibel und sprachen in allen geforderten Lagen intonationssicher an. Dies machte sich ungemein klangschön bei „I hear a voice aprayin“ von Houston Bright bemerkbar. Die Liedfolge des Jungen Chors umspannte gleich fünf Jahrhunderte, reichte sie doch von Josquin Desprez‘ „El grillo“ aus dem 15. Jahrhundert über Henry Purcells „In these delightful, pleasant groves“, das rund 200 Jahre später entstand, bis zum berühmten „Bee Gees“-Song „How deep is your love“. Dass die Sängerinnen und Sänger aus dem größten Stadtteil diese breite Palette stilistisch überzeugend darboten, unterstrich ihre Wandlungsfähigkeit und vokale Variabilität. Das Publikum jedenfalls quittierte dies mit großem Beifall, dem die Damen und Herren um Daniel Stippler mit „Good News“ noch eine Zugabe folgen ließen.
Nach der Pause hieß es dann „Bühne frei“ für die Hochstädter „„. Unter der bewährten Leitung von Andrea Tetens präsentierte sich der Vokalchor von seiner besten Seite, bot ausgefeilte Interpretationen von „Sh-Boom“, einem atmosphärisch dichten „Moon River“ und eine gewitzte Darbietung von „Love potion number nine“. Brillant wie immer führte Peter Wijnvoord durch das Programm der „„. Dabei kam einem schnell in den Sinn, wie gut dieser frischen Esprit versprühende Entertainer den Hochstädter „Käwern“ tun würde, bei denen er früher einmal die „Internationale Sitzung“ moderierte. Zudem verfügt der gebürtige Niederländer über bemerkenswerte stimmliche Fähigkeiten, die bei „Oh, happy day“ besonders schön zum Tragen kamen, als er den souligen Solopart übernahm. Die männliche Fraktion war am Sonntagnachmittag sowieso ausgesprochen gut disponiert, während sich bei den Damen der Ausfall eines herausragenden Ensemblemitglieds doch bemerkbar machte. Im Gegensatz zu den beiden anderen Chören waren die Sängerinnen bei der „“ im Übrigen auch nominell in der Unterzahl, was sie jedoch durch besonders großes Engagement ausglichen.
„Comedian Harmonists“ aus Hochstadt
Als „Comedian Harmonists“ sind die Herren der „“ zweifels kaum zu toppen. Bei der berühmten „Isabella aus Kastilien“ stand der Saal genauso Kopf wie bei „Mein kleiner, grüner Kaktus. Dabei durften selbstredend auch kleine Kakteen nicht fehlen, die Hermann Langheinrich, Peter Wijnvoord, Gerhard Rauch und ihre Mitstreiter auf ihren Zylindern drapierten. Freuen darf man sich zweifelos bereits auf die beiden Konzerte der „TonArt“, die am 1. und 2. April im Hochstädter Gemeindehaus, Am Wallgraben, in Szene gehen werden.
Insgesamt boten die drei Chöre einen ansprechenden musikalischen Nachmittag, der auch einem guten Zweck zugute kommt. Der Erlös geht nämlich an das Klinikum Stadt Hanau, das damit die Anschaffung einer Einrichtung zur Untersuchung der Hörfähigkeiten bei Neugeborenen, des so genannten Neugeborenen-Hörscreenings finanziert.
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