Maintal (nv). – Die Rebläuse sind Schuld daran, dass es in Hochstadt seit nun 100 Jahren einen Obst- und Gartenbauverein gibt. Zumindest waren die Tierchen der Grund dafür, dass sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele Bewohner von ihren Weinbergen trennten, Obstbäume pflanzten und im Jahre 1903 den Obst- und Gartenbauverein (OGV) Hochstadt aus der Taufe hoben. Um das Jubiläum gebührend zu feiern, fanden sich am vergangenen Samstag Mitglieder und Freunde des OGV im Bürgerhaus Hochstadt ein. Trotz festlicher Dekoration und Abendgarderobe lag angenehm lockere, familiäre Atmosphäre im Saal.
Mahner und Berater in Naturfragen
Unter den Gästen fanden sich auch Stadtrat Günther Wassermann, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Peter Ravazs und Vertreter des Stadtparlamentes, Günter Goldacker vom Landesverband der Obst- und Gartenbauvereine, Günter Nehls, Vorsitzender des Kreisverbandes, sowie befreundete Vereine. Die Schirmherschaft lag in den Händen des Landrates Karl Eyerkaufer. Für den musikalischen Rahmen sorgten in gelungener Manier der Posaunenchor Hochstadt und die stimmgewaltige Formation „„. Der Chor bestach einmal mehr durch brillante stimmliche Wandlungsfähigkeit. So erklangen im Verlauf des Abends „Mr. Postman“ ebenso wie „One moment in time“ und Werke der Comedian Harmonists. Eyerkaufer verdeutlichte in seiner Ansprache, dass die Notwendigkeit, Alltagsprobleme gemeinsam zu lösen vor 100 Jahren zur Gründung vieler Vereine geführt habe. Die Rolle der „gemeinschaftsprägenden Institution“ käme den Obst- und Gartenbauvereinen noch heute zu. Gleichzeitig seien die Gärtner zu „Mahnern und Beratern der Politik“ in Naturfragen geworden. Seine Anerkennung galt daher allen aktiven Mitgliedern. Insbesondere lobte der Sozialdemokrat die Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten und Horten. Durch die regelmäßigen Veranstaltungen würden die Mädchen und Jungen kindgerecht an den Obstbau herangeführt.
Goldacker überreichte dem Ersten Vorsitzenden des OGV Hochstadt als Würdigung des 100-jährigen Verdienstes im Obst- und Gartenbau sowie der Landschaftspflege Urkunde und Obstbaum. Nehls hob in seiner Rede Hochstadt als „die Hochburg der alten Apfelsorten“ hervor.
72 Jahre ohne Satzung erfolgreich
Höhen und Tiefen der Vereinsgeschichte beleuchtete Friedel Seng. Ausgehend vom Zusammenschluss der 40 Grundstücks
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und Baumbesitzer im Jahre 1903 über die Rekordernte von 800 Zentnern Zwetschgen anno 1934 bis hin zur Verlegung des Lehrgartens aufgrund des Baus der Südumgehung im Jahre 1973 spannte er den historischen Bogen. Für Erstaunen sorgte die Anmerkung, dass erst im Jahre 1975 eine Vereinssatzung beschlossen wurde. Das Vereinsleben gestaltete sich allerdings auch vorher sehr rege. 1908 präsentierten die Hochstädter Gärtner erstmals eine Obstausstellung. 1932 pachteten die knapp 100 Mitglieder ein Grundstück am Großschlaghohl, um dort einen Lehr- und Mustergarten anzulegen. Sieben Jahre später wurde das Gartenhaus errichtet und die vereins-eigene Kelter angeschafft. Die beiden Weltkriege brachten das Vereinsleben zum erliegen, nahmen den Gärtnern allerdings zu keiner Zeit den Mut zum Neuanfang. So konnte 1953 das 50-jährige Jubiläum mit Festkommers und Obstausstellung gefeiert werden. Der Chronist vermerkte jedoch, dass die Pflege des Streuobstes nachlasse. Das Augenmerk werde vielmehr auf die Unterhaltung des eigenen Grundstücks gelenkt. 1973 musste aufgrund des Straßenbaus das Ersatzgelände an der alten Ziegelhütte bezogen werden. Nach einigen Streitigkeiten mit der Obrigkeit wurden im Herbst 1977 die ersten Bäume gepflanzt. 1983 nahm der OGV Hochstadt die neue Anlage an der Bleiche in Betrieb.
Heute 240 Vereinsmitgliede
Heute gehören dem Traditionsverein 240 Mitglieder an. Gepflegt werden etwa 150 Obstbäume und zahlreiche Gärten. Stolz sind die Mitglieder auf die Erhaltung und Verbreitung des Speyerapfels, die den OGV weit über Maintal hinaus bekannt machten. Im Anschluss an Laudatio und Grußworte standen auch Ehrungen langjähriger Mitglieder an. Für 25-jährige Treue zum Verein empfingen Hermann Langheinrich und Manfred Wilfert Urkunde und Ehrennadel aus Händen des Vorsitzenden des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine. Margarete Fuhrmann, Peter Koch und Karl Lutz, die dem Verein ebenfalls seit 25 Jahren angehören, konnten die Auszeichnung an diesem Abend nicht persönlich entgegen nehmen. Großes Lob für engagiertes Mitwirken in Vergangenheit und Gegenwart sprach Wolfgang Hesse den Hobbygärtnern Hans Friedel, Kurt Hensel, Wilhelm Kraft und Fritz Weber sowie dem Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Reuß aus. Willi Köhler wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Der besondere Dank des Ersten Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Hochstadt galt auch Dr. Johanna Höhl und der Traditionskelterei Höhl für das „stets offene Ohr“ und die „hervorragende…….
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