Maintal (leg). – Gibt es eine Krise des Chorgesanges? Diese Frage hat sich vor geraumer Zeit auch die Redaktion des Tagesanzeiger gestellt und deshalb zu einer Diskussionsrunde eingeladen, bei der konstruktiv über die Probleme der Maintaler Chöre gesprochen wurde. Einer der Hauptfragen, die dabei aufgeworfen wurde, war jene, wie man die jüngeren Generationen wieder für das Singen begeistern kann. Der nun in der Turnhalle der TG Dörnigheim vom Volkschor 1860 ausgerichtete 21. Maintaler Liederabend war eine Werbung für den Chorgesang und wurde von einer erfreulich großen Publikumsschar verfolgt.
Mit modernen Liedern und Werken kann man die jüngere Generation noch für das Singen begeistern. Dies beweisen schon seit längerem die Aktivitäten des Hochstädter Vokalchores „“, des Jungen Chores des Volkschores Dörnigheim und auch die „Groove People“ von Sabine Witzke. Darüber darf man aber nicht vergessen, dass auch das traditionelle Lied gepflegt werden muss, das eher ein Steckenpferd der älteren Generation ist.
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Der Liederabend in der Dörnigheimer Bahnhofstraße bot nun eine gelungene Mischung aus beiden Segmenten. Wobei bemerkenswert ist, dass sich auch die traditionsreichen gemischten Chöre zum Teil an Gospels und Spirituals heranwagten. Das Niveau des Abends lag deutlich über jenem des vergangenen Jahres. Vor allem der zweite Teil des Konzertes stand auf einem hohen Level.
Akzentuiert und atmosphärisch dicht
Auf fast schon professionellem Standard bewegten sich die Beiträge der „“ und des Jungen Chores. Dennoch sei hier an erster Stelle die Würdigung der Darbietungen des Gesangvereins „Eintracht“ Bischofsheim genannt. Denn obwohl der Männerchor einen recht hohen Altersdurchschnitt hat, überzeugte er am vergangenen Samstag mit einem transparenten Klangbild, sicher geführten Stimmen, genauen Akzentuierungen und einer stets aufrecht gehaltenen Balance zwischen den einzelnen Stimmgruppen. Chorleiter Sergio Goldberg ist hier hervorragende Arbeit zu attestieren.
Die Interpretation des Liedes „Jascha spiel auf“ kann als einer der Höhepunkte bezeichnet werden. Dieses getragene Werk, das die Geschichte eines russischen Jünglings erzählt, sangen die Bischofsheimer mit Ausdruck, atmosphärisch dicht und mit sicher gestützten Stimmen. Feine Abstufungen und genaue Wortbehandlungen zeichneten den Beitrag „Aura Lee“ aus. Das Tessiner Volkslied „Pferde zu Vieren“ wirkte stimmlich kompakt und auch die höhere Tessitura wurde ohne hörbare Mühen gebildet. Zu Recht wurde der Auftritt der „Eintracht“ mit großem Applaus bedacht
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